Geschichte der Kunstsammler Grünwald-Abraham – Kapitel 3
Siegfried Aram floh1933 vor den Nationalsozialisten nach New York. Da er nur ein Besuchervisum hatte, mußte er 1934 zurück nach Europa. Die Suche nach einem dauerhaften Visum für die USA wurde zur Jagd durch ganz Europa, erinnerte sich Aram – Neapel, Meran, Zürich, Basel, Prag.
Siegfried Aram kann im Spätsommer 1934 mit einem neuen Visum wieder in die USA einreisen. Viele Verwandten blieben in Europa zurück, ein ungewisses Schicksal vor Augen. Siegfried Aram hat in den USA unbeschreibliches Glück – und wird doch wieder von dramatischen Wechsel eingeholt.
Fluchtziel San Fransisco (Legion of Honor Museum)
Siegfried Aram am 20. August 1962 an Hans Franke:
„Denn so ist es mir in den USA ergangen: als ich mit Einwanderungsvisum 1934 in die USA zurück kehrte (…). Ich ließ mich in San Francisco nieder, wo der Museumsdirektor Dr. Walter Heil, ein ‘Vollarier’ und ehemaliger Fliegeroffizier (unter Göring!) zur Anti-Nazi-League gehörte (…) Es sah gut für mich aus (…) Händler sandten mir (…) großartige Bilder in Kommission. Sie hängen zum Teil in den Museen von San Francisco”
Dr. Walter Heil
“Und nun kommt etwas, dass selbst in einem Roman unglaublich erschiene: All die Tausende von Meilen von Deutschland entfernt, in Kalifornien am Stillen Ozean treffe ich meinen schlimmsten Feind, das Haupt der Feme-Mord Organisation „Consul“ in München, Manfred von Killinger im Vorzimmer von Doktor Heil im M.H. de Young Memorial Museum in San Francisco. Killinger war seinerzeit in Stuttgart aufgetaucht und seine Anwesenheit war der Grund, dass Hauptmann Albrecht meinen Vater und Herrn Rosengart alarmierte.”
Unten links: Killinger 1941 als Gesandter in Rumänien, rechts 1933 als Ministerpräsident von Sachsen. Nach dem Röhmputsch ging er 1937/38 als Konsul nach San Francisco.
Eine jahrelange Jagd beginnt. Am Ende wird Siegfried Aram mit einem Schädelbruch und halbblind überleben.
„Er kannte mich und befahl mir, mit meinem Pass zu Ihm ins Generalkonsulat zu kommen. Ich antwortete, dass er mir nichts zu befehlen habe und als er sagte, ich stehe […] unter seiner Jurisdiktion (!), erwiderte ich, ich stehe unter der Jurisdiktion der Vereinigten Staaten (…). Ein Hagel von Beschimpfungen und Bedrohungen folgten. Zwei Tage darauf ließ mich Mr. Fleischhacker zu sich kommen (… ) Eine undichte Stelle im deutschen Generalkonsulat war durchgesickert, dass man mich durch List oder Gewalt auf einen japanischen Dampfer bringen wollte. Ich sollte über Yokohama nach Deutschland verbracht werden.
Captain Lamb, ein Freund Doktor Heils riet mir, “Bodyguards“, Privatdetektive, die mich bewachen, zuzulegen. Aber ich hatte nicht die Mittel dazu. Ich verließ San Francisco und gab so eine Existenz auf. Ich verbreitete die Nachricht, ich sei nach Chicago, ging aber nach dem Hunderte von Kilometern entfernten Los Angeles. Zu einem wenig bekannten Ort der Umgebung.“
Um das Olympiajahr 1936 kamen auch die Aktivitäten der Anhänger der Nationalsozialisten in den USA zu einem Höhepunkt.
San Francisco City Hall 1935 , Foto von John Gutmann
Der Bürgermeister von San Francisco, Angelo Joseph Rossi, hatte vor dem Krieg ein Bild von Benito Mussolini in seinem Büro hängen (wie er im Zeugenstand später aussagte) und besuchte das “Deutsche Haus” 1938, um gemeinsam mit Manfred von Killinger den Einmarsch in die Tschecheslowakei zu feiern, berichtet die San Francisco Chronicle 1942 unter Berufung auf Zeugenaussagen eines Untersuchungsauschußes nach dem Angriff auf Pearl Harbor. Die Enthüllungen kosteten dem repuplikanischen Bürgermeister 1944 die Wiederwahl. Bereits 1935 hatte er den Nazis in der City Hall eine Bühne geboten, das deutsche Haus war ganz in der Nähe. Das Foto der Nazi-Parade in der City Hall stammt von John Gutmann, einem engen Freund von Siegfried Aram in jeder Zeit, ein Künstler der Berliner Avantgarde, der wie Aram fliehen mußte.
Bürgermeister Rossi, seit 1931 im Amt, war ein Kommunistenfresser, der Streiks der Hafenarbeiter 1934 mit Gewalt brechen ließ. Die San Francisco Chronicle berichtet 1942 auch von Zeugenaussagen, wie 1935 deutsche Schiffe mit “storm troopers in uniform” im Hafen anlegten, die das Deutsche Haus frequentierten (SA-Führer Killinger war Marinekommandant im ersten Weltkrieg). Roger Boas berichtet in seinen Memoiren, Botschafter Killinger arrangierte den Besuch des großen Kriegsflaggschiffes “Admiral Graf Spee” in San Francisco, in jeder Kajüte ein poliertes Hakenkreuz und Hitlerbild. So ist auch die Fahrt des “Aufklärungs”- und Spionageschiffes “Karlsruhe” über Japan an die Westküste belegt – in den Akten zu Siegfried Aram finden sich Berichte, das er auf den Kreuzer “Karlsruhe” gebracht werden sollte und über Japan nach Deutschland verschleppt werden sollte.
Unten: jugendliche Nazi-Anhänger in den USA in den 30ern
Siegfried Aram flüchtet in die Filmmetropole.
„Los Angeles ist wie ein Staat mit zahlreichen Städten (…) – in Pacific Palisades ließ ich mich nieder, dummerweise unter meinem Namen, aber nur wenigen Freunden bekannt. Ich richtete mich in einem entlegenen Clubhaus ein. Polo- und Golfspieler bewohnten es, reiche uramerikanische Sportsleute […] keine Deutschen. Ich fühlte mich sicher. (…)”
Siegfried Aram beriet in Los Angelos gelegentlich Filmproduktionen, reichte Exposés ein, wie er an Franke schreibt. Er habe noch einen Brief mit Max Reinhardts Worten „Hollywood bedarf deiner“. Sein Name sei nie im Abspann erwähnt worden (wie übrigens auch bei Victoria Wolff nicht). Mehr Legende als Wahrheit? Aram erzählt nur am Rande von dieser Nebentätigkeit. Die Ergebnisse, wie zum Beispiel eine kitschige Verfilmung des „Heiligen Franziskus“ hätten auch mit seinem Beitrag wohl nichts mehr zu tun gehabt, dennoch seien es eher literarisch anspruchsvolle Filme gewesen, bei denen er beteiligt gewesen sei. Der Historiker Ben Urwand von der Harvard Universität berichtete 2013 erstmals davon, dass die Studios mit Rücksicht auf Export nach Deutschland jüdische Namen im Abspann vermieden, er nennt es einen Pakt mit Hitler -Ben Urwand veröffentlichte über die Kollaboration ein Buch. Auch hier war die deutsche Botschaft beteiligt.
“Eines Tages näherte sich mir telefonisch ein Universitätsprofessor Dr. Rolf Josef Hoffmann (…). [Ein Bekannter] sagte mir, das sei ein netter, feiner Mann, der Lehrer seiner Frau in deutscher Literatur an der Uni University California, so entwickelte sich eine Freundschaft zwischen Hoffmann und mir. Er hatte eine Frau, eine Bildhauerin, die eine Bronzebüste von mir [schuf], schöne Töchter und ein herrliches Heim mit seltenen Büchern unter Palmen. Aber ein anderer Freund, Professor Max Reinhardt, der Berliner Regisseur, der in Hollywood lebte, warnte mich, seine Freundin, Frau Marlene Dietrich, hatte gehört, Hoffmann sei ein Naziagent, der die deutsche Exil-Intelligenz in Hollywood bespitzelte. Ich glaubte es nicht! Hoffmann sah zu ehrlich aus.”
Doch mit Hoffmann, der von den amerikanischen Behörden später als Nazi-Agent enttarnt wurde, setzte sich eine Verfolgungsjagd fort, die Siegfried Aram noch jahrelang beschäftigen sollte…
Marlene Dietrich und Max Reinhardt 1933 in den USA
“Ich will sie nicht ermüden: Hoffmann machte mich kurz danach betrunken und versuchte mich an Bord eines deutschen Schiffes im Hafen von Sand Pedro angeblich zu einer Rheinwein-Party zu bringen! Als es misslang, schwärzte er mich… als Roten (‘Red‘) an, eine Bezeichnung für Kommunisten. Als ich ihm mit Klage drohte, kam er mit den Flugblättern der sozialdemokratischen Partei im Exil in Prag daher, die ich in New York verteilt hatte, von denen er auf rätselhafter Weise Kenntnis hatte.
Da aber Sozialdemokraten ja auch in Deutschland Rote waren, konnte ich zufolge der Auskunft des deutschen Konsuls […belastet werden].
Ich fühlte mich wiederum nicht mehr sicher (…) So verließ ich wieder Los Angeles um zum dritten oder vierten Mal in der neuen Welt neu zu beginnen, diesmal in Michigan.“
Detroit war damals ein ungewöhnlicher Ort für Kunst.
Siegfried Aram über seine Ankunft in Detroit:
“Da war ein anderer rein arischer Anti-Nazi Museumsdirektor, Doktor Wilhelm R. Valentiner, früher Assistent von Doktor von Bode; Valentiner war der bekannteste Kunstexperte der neuen Welt. Es führte mich bei Etzel Ford, dem Sohn von Henry Ford ein und ich verkehrte im Millionärsclub…”
Siegfried Aram hatte wieder Glück – Valentiner hatte in Heidelberg studiert,wie Aram in Berlin avanciert. Arams engagierte Unterstützung für Bode in den Zwanzigern gefiel Valentiner, man verstand sich in Kunst und Politik. Valentiner war seit 1924 Direktor des Detroit Institute of Art. Detroit war die Stadt von Henry Ford und sein Sohn Edsel bereits seit 1919 Präsident von Ford. Seit Edsel Ford den Nachfolger des Modell T erfolgreich gegen seinen Vater durchgesetzt hatte, war er ganz oben. Er förderte großzügig die Künste wie den marxistischen Maler Diego Rivera, der seine legendären Wandgemälde in Detroit schuf. Im Gegensatz zu seinem Vater Henry Ford, einem Antisemiten, der 1938 einen Orden von Hitler annahm, schien Edsel eher für das liberale Amerika zu stehen. Aram freundete sich mit dem Star-Architekten Alfred Kahn an, der mit Edsel in der Komisson des Museums saß.
Frida Kahlo, Museumschef Valentiner, Diego Riviera
Das Wandbild Diego Riveras wurde in der Presse als unamerikanisch gebrandmarkt. Siegfried Aram stellte bald fest, das auch in Detroit die rechten Gruppen gut organisiert waren. „Aber bald wurde es auch hier für mich gefährlich. Die Nazis waren hier vor dem Krieg sehr frech und gewalttätig und bedroht mich wiederum.”
Unten: Henry Ford nimmt 1938 Hitlers Orden an, das Großkreuz des deutschen Adlers
Im Jahr der Ordensverleihung baute Ford ein Werk in Berlin, wurde Teil der deutschen Kriegswirtschaft. Ford produzierte insgesamt 78.000 LKW und 14.000 Kettenfahrzeuge für die Wehrmacht in deutschen Werken, wie Wolfgang Zdral (Journalist der Wirtschaftswoche und Capital) berichtet – auch von Edsel Ford abgesegnet. 58,000,000 Francs Gewinn stellte Edsel Ford 1941im Gespräch mit dem Frankreich-Chef von Ford fest. Als in Deutschland die Synagogen brannten, empfing Henry Ford Leni Riefenstahl und ließ Hitler seine Bewunderung ausrichten – er wolle zu einem Parteitag nach Deutschland kommen. Riefenstahl besuchte danach Hollywood, Walt Disney und die MGM Studios, das von allen Studios am stärksten mit dem Nazi-Regime kooperierte.
Siegfried Aram flüchtete weiter – zurück nach New York.
Was ihn dort erwartete, zeigt ein Kurzfilm, der 2019 Sendeverbot auf Trumps Haussender Fox TV bekam: Originalaufnahmen vom Februar 1939 zeigen 20.000 Nazis, die in New York aufmarschieren.
Die Langversion des Filmes kann in diesem Link aufgerufen werden.
“Ich ging nach New York zurück und wurde dort auch überfallen, kurz nachdem ich eine Galerie 71 East 57th Street aufgemacht hatte. Hakenkreuze wurden kurz zuvor schon in mein Schaufenster eingekratzt.
Als ich eines nachts die Haustür aufschloss, sprangen aus einem Auto zwei Burschen und einer schrie norddeutsch: „da hast du eene, Judenschwein!“
Er schlug mit einem harten Gegenstand zu und ich verlor das Bewusstsein. Als ich aufwachte, beugte sich Herr Schneider, der auch eine Galerie im selben Haus betrieb, über mich. Ich hatte einen Schädelbruch und ein verletztes Auge, dass heute noch fast blind ist. Ich ging dann später ständig auf Reisen.”
Unten: selbst nach Kriegsbeginn Oktober 1939 gab es in New York noch eine Nazi-Parade.
“Ich will Ihnen nichts weiter erzählen: der Krieg in Deutschland hatte angefangen. Kurz nach Kriegsausbruch meldete mir […] Dr. Emil Späth in der New Yorker Galerie, ein Doktor Hoffmann wünsche mich zu sprechen.
Und das saß der kleine Mann mit den treublauen Augen: Rolf Josef Hoffmann aus Los Angeles in meiner New Yorker Galerie!
„Lieber Aram“, sagte er in seinem guten Bremer Deutsch, „zürnen Sie nicht, obzwar sie das Recht dazu haben und hören Sie mich an!“
Er erzählte mir, dass er von der Universität entlassen wurde, weil er dort antisemitische Nazischriften verteilte, dass er zum Dienst für das Dritte Reich erpresst worden sei, dass er sich aber bei Kriegsbeginn seiner amerikanischen Bürgertreue erinnerte und der Regierung die Liste der ihm bekannten Agenten und Spione mitteilte und einen Hauptspion in Arizona [?] zur Verhaftung brachte. Er gestand mir auch, dass er von Killinger gleich zu Anfang meines Aufenthalts in Los Angeles beauftragt worden war, mich unauffällig an Bord eines deutschen Schiffes zu bringen. Er sagte nichts über den Überfall, doch hatte ich, als erfahrener Zeugenvernehmer den Eindruck, dass er damit zu schaffen hatte. Übrigens war bei der Aufdeckung der judenhetzerischen Tätigkeit Hoffmanns in der Universität ein Heilbronner mit beteiligt: Hans Wollenberger (der die Rettungsmedaille zum Eisernen Kreuz trug. Ich hatte ihn als Refugié in Los Angeles angestellt. Er ließ Hoffmann nach meiner Abreise von dort nicht aus den Augen).”
Ob Hoffman mit dem Überfall zu tun hatte, bleibt fraglich. Doch sehr wahrscheinlich stand Siegfried Aram auf einer schwarzen Liste von Killinger und anderen, die in rechten Kreisen kursierte. Ein Brief von Aram an Unterweger von der Anti-Nazi-League wurde bereits 1933 von der Gestapo abgefangen, die den Brief in Verhören mit Arams Mutter in Berlin vorlegten. Männer in schwarzen Uniformen und Totenkopfabzeichen drangen in ihre Berliner Wohnung ein, setzten sie mit dem Brief unter Druck und beschlagnahmten Juwelen und Geld, wird in Gerichtskaten nach 1945 berichtet.
„Hoffmann klagte, dass seine Frau ihn ständig Vorwürfe macht, sie war noch nazistisch gesinnt. Sie stammte aus Erlangen (…)
Eines Tages lieh er sich den Schlüssel zu einem Blockhaus in Catskill Gebirge bei New York von einem Freunde. Dorthin fuhr er mit seiner Frau, erschlug sie mit ihren im Wagen befindlichen Bildhauer[werkzeug] und schleifte den Leichnam ins Blockhaus. Er goss dann Benzin über die Betten, legte seine ermordete Frau in eines uns erschoss sich im anderen, nachdem er das Benzin angezündet hatte. Die verkohlten Leichname wurden gefunden. Alle Zeitungen waren voll von der gruseligen Sache.
Er hinterließ einen Zettel, in dem er die Schwiegereltern seiner Tochter des Geizes bezichtigte.
Gott sei seiner verwirrten Seele gnädig!
(…)
Die Galerie New York gab ich vor zehn Jahren auf, aus gesundheitlichen Gründen. Mein Herz ist nicht mehr so gut, nach all den Dingen.“
Killinger war zu Kriegsbeginn zurück in Europa, ging in die besetzten Länder im Osten, wurde als Schlächter von Bukarest bekannt. Er forcierte unter anderem die Einführung des Judensterns in Rumänien. Kurz vor dem Einmarsch der Roten Armee in Bukarest beging er Selbstmord.
Siegfried Aram genoß nach dem Krieg weiterhin einen exzellenten Ruf in den USA – doch gab er seine Galerie Anfang der 50er Jahre auf. Die Vergangenheit nagte an ihm. Nach dem Überfall 1938 hatte er sich zurückgezogen und eine Galerie in der Wohnung betrieben, nicht mehr ein Ladengeschäft mit Schaufenstern. Die gesundheitlichen Folgen des Angriffs schränkten ihn beruflich ein. 1949 begannen seine Prozesse auf Restitution und Wiedergutmachung in Deutschland, die über 20 Jahre dauern würden – Häuser, Vermögen, Kunstschätze – wie ist es ihm dabei ergangen?
Zeitsprünge durchforstete Archive, fand über tausend Seiten Gerichtsakten, umfamgreiche Raubkunstlisten, entdeckte einen deutschen Justizskandal und fand verschollene Raubkunst, die Aram bis zum Lebensende vergeblich suchte.
Killinger und Organisation Consul:
Bei der Ermordung Rathenaus waren führende Mitglieder der Organisation Consul beteiligt. Manfred Freiherr von Killinger übernahm nach dem ersten Weltkrieg die Führung des militärischen Teils der „Organisation Consul“ (O.C.) die aus Freikorps hervorging. Er war auch Mitglied des Germanenordens, Vorläufer der späteren Thulegesellschaft, aus der sich der Gebrauch des Hakenkreuzes bei den späteren Nationalsozialisten entwickelte. Killinger gab 1921 den Befehl zur Ermordung des Zentrumspolitikers Mathias Erzberger, Finanzminister des deutschen Reiches 1919-1920. Der gemäßigte Zentrumspolitiker Erzberger war einer der Beteiligten bei der Unterzeichnung des Waffenstillstandsabkommens zum Ende des ersten Weltkrieges.
Killinger kam im Mordfall Erzberger vor Gericht, wurde aber erst im Mordfall Rathenau verurteilt, aber ohne Strafvollstreckung auf freien Fuß gesetzt.
Die Organisation Consul finanzierte sich teils aus Waffenhandel und -schmuggel, was in Verbindung zur. Oberschefflenzer Waffenschieberaffaire stehen kann.
Killinger machte bald bei der NSDAP Karriere, wurde SA-Chef in den mitteldeutschen Ländern, später Ministerpräsident in Sachsen, bereits als Reichskommissar entließ er gleich zu Beginn der Machtübernahme Otto Dix in der Dresdner Kunstakademie. Den Röhm-Putsch 1934 überstand er glimpflich, als viele SA-Chefs liquidiert und ermordert wurden, wechselte in den Volksgerichtshof 1935 und in den Auswärtigen Dienst 1937, übernahm im Juni 1937 offiziell die Geschäfte des Generalkonsuls in San Francisco. Seine Aufgabe war u.a. die Spionagetätigkeit im gesamten Westen der USA. Einige Quellen nennen 1936 den Beginn seiner Tätigkeit in San Francisco, es ist nicht ausgeschlossen, dass er vor der offiziellen Amtsübernahme in der Botschaft bereits dort war (Killinger war bereits im ersten Weltkrieg im internationalen Einsatz bei der Marine).
Ende 1938 als Botschafter abberufen, ging Killinger mit Beginn des zweiten Weltkrieges in die besetzten Länder in Osteuropa, um die Judenverfolgung voranzutreiben, war unter anderem an der Einführung des Judensterns in Rumänien beteiligt. Kurz vor dem Einmarsch der Roten Armee in Bukarest beging er Selbstmord.
Knut Berger, Journlaist aus Seattle, forschte zum Thema und schreibt über Killinger:
“Von Killinger had operated (…) death squads in Germany (…) became a Nazi stormtrooper, and (…) boasted of his brutality. In a memoir published before WWII he recounted whipping a naked 19-year-old woman in the streets “until no white spot remained on her back.” When asked by reporters about it, he likened it to “spanking a naughty child. Von Killinger (…) embodied every aspect of the Nazi regime that instilled fear and loathing.” (…) The FBI concluded that von Killinger’s main purpose was to ramp up Nazi spying efforts (…) the FBI concluded that he was the ‘“most ruthless’ of consular spies sent to the U.S.” (siehe Crosscut, 15.3.2016, “Nazi spies and thugs raised alarms on the West Coast“)
25.6.1937, New York Times, “Fiery Nazi named Consul on West Coast”
(Zur Abberufung von San Fransisco siehe auch Bericht auf der Titelseite der kalifornischen Zeitung Santa Ana Register vom 5.12.1938)
Emil Julius Gumbel forschte und publizierte zu den Fememorden und Geheimbünden wie Organisation Consul bereits Anfang der 20er Jahre. Er war mit der Heilbronner Familie Gumbel verwandt und lehrte bis 1932 an der Universität Heidelberg. Gumbel verließ bereits 1932 Deutschland auf Druck der Nationalsozialisten, emigrierte zuerst nach Frankreich, 1940 in die USA, wo er in New York lehrte und auch Siegfried Aram traf.
Siehe auch Kapitel Familie Gumbel
Hans Wollenberger ist in einem Bericht zu einem Stuttgarter Stolperstein erwähnt, als Sohn einer verfolgten Familie, der selbst in die USA emigrieren konnte. Siehe hier
Sie waren in diesem Kapitel die Hauptquelle: die Handschriften Siegfried Arams, Briefe an Hans Franke von 1962 bis 63 (Sta Hn CC BY SA 3.0)
Teilweise lassen sich die Handschriften gut lesen, teils kaum noch entziffern. In der Sommerhitze des 20.August 1962 krakelte der 71-jährige dutzende Blätter voll – kaum noch lesbar, doch ein Schatz, der bislang ungehoben war.
Unten einige Schriftproben.
Ausschnitt eines gut lesbaren Briefes vom 3.Oktober. Siegfried Aram erwähnt darin, dass seine Mutter von Max Liebermann portraitiert wurde.
Unten eine Schriftprobe vom 20.8.1962
Rolf Hoffman taucht in den amerik. Militäratchiven und FBI Akten als “Nazi spy” auf (siehe Eintrag zu Siegfried Aram unten)
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