Dokumentarfilm von Joo Peter
75 Min. (55 Min TV-Version) 4K, Deutschland/Indonesien 2023 – Screener hier (Passwort im Begleitschreiben oder auf Anfrage contact@joopeter.de )
Presskit Plakate Szenenfotos Vita Joo Peter mit Portrait Stab Synopsis
Mentawai – Seelen des Waldes
Langzeitprojekt der letzten Ureinwohner des kleinen Archipels Mentawai südlich von Sumatra in Indonesien, die sich für ihren Regenwald einsetzen.
Mit den aktuellsten geopolitischen Entwicklungen und cineastischer Schönheit wird ein komplexes Portrait der Ureinwohner auf Mentawai gezeichnet. Indigene Führer des Widerstandes der ersten Stunde sind Hauptfiguren des Films.
Eine Heimatgeschichte von den Ursprüngen der Menschheit. Mit allen Sinnen taucht der Film ins Leben im Regenwald ein. In diesem Langzeitprojekt wird erstmals umfassend aus vielen Perspektiven die Kultur der Ureinwohner auf Mentawai anschaulich lebendig, mit seltenem Archivmaterial und Zeitzeugen, in Zusammenarbeit mit der Graswurzelbewegung, investigativen Journalisten, Wissenschaftlern und Aktivisten.
Drei Sikerei (Heilkundige) sind die charismatischen Hauptfiguren, Jäger und Sammler einer alten Kultur, die noch ohne Weben und Töpfern auskam, archaische Traditionen mit ihrer eigenen Komplexität. Der Film begleitet die Hauptfiguren im Alltag, portraitiert ihren spirituellen Kosmos, ihr Engagement für den Erhalt ihrer Kultur und das Entstehen der Graswurzelbewegung.
Broschüre
Kontakt: Joo Peter contact@joopeter.de
Unser Ursprung
Alles anders und doch vertraut: die Ureinwohner auf Mentawai benennen sich nach ihren Kindern – eine grundlegend egalitäre Gesellschaft und universelle Heimatgeschichte, Kindheit in der Natur. Während in der industriellen Welt der Monotheismus, der in der Wüste entstand, die Welt in eine Wüste verwandelt, ist hier im Naturglauben noch jede Erscheinung beseelt. “Moile, Moile”, achtsam gegenüber dem beseelten Gewebe des Waldes, deren Teil der Mensch ist, möchten sie ihre Welt in Balance halten.
unten: Aman LauLau um 1990, als der Widerstand begann und 2020 (Fotos Charles Lindsey, Joo Peter)
Leuchtkäfer, rote Libellen, im nächsten Moment könnte ein Dinosaurier zwischen den urzeitlichen Sagobäumen stapfen – der Dschungel liegt im Sumpf. Über Flüsse gelangt man ins Innere der Insel, Pfade führen vom Ufer zu den Siedlungen. Die Ureinwohner fällen Bäume, um aus dünnen Baumstämmen begehbare Wege durch den Morast zu legen – es ist eine Herausforderung, lange Wege über die glitschigen Baumstämme zu balancieren und nicht mit der Filmausrüstung im Schlamm oder einer Stachelpalme zu landen.
Tief im Wald steht die Uma, das Haus des Clans. Luftig und offen fühlt man sich in seinem kühlen Schatten schnell zuhause. Mein Gastgeber ist der Schamane Takgogouk – die Schamanen (Sikerei) sind die charismatischen Hüter der alten Mentawai-Kultur, sie kennen alle Pflanzen und Zubereitungen, Herstellung von Bogen, Giftpfeilen und Jagd, sie leben die Tradition. Einige Sikerei habe ich in den Tagen auf den Inseln kennen gelernt, ihre Geschichten und Gesängen zugehört.
Alles ist beseelt: nach Glauben der Ureinwohner bilden Seelen und Geister den verwobenen Wald. Jeder Mensch hat gewissermaßen zwei Seelen: das Bewusstsein und eine spirituelle Seele, die gerade durch den Wald wandern und andere Seelen treffen kann, während man zuhause arbeitet oder schläft. Im Glauben der Ureinwohner kann der Schamane die unsichtbaren Seelen sehen, das ganze spirituelle Gewebe des Waldes. Man schmückt sich mit Blumen, damit die Seele nach ihren Wanderungen gerne wieder im Körper Platz nimmt. Wird jemand krank, ist seine Seele auf ihren Wanderungen im Wald auf Abwege geraten, in schlechte Gesellschaft, will nicht zurück. Die Seele ist wie ein Kind, der Schamane besänftigt und lockt sie wie ein solches – mit Gesängen und Gesten.
Der Sagobaum ist der Reichtum der sumpfigen Inseln. Fällt man einen Baum, kann man lange Familie und Haustiere versorgen. Manche Sagobäume dienen dem Luxus: sie ernähren Käferlarven, die man als Delikatesse schätzt. Doch aus einem großen Baum gewinnt man am Ende nur einen kleinen Korb voll Larven aus dem weichen Holz.
Viel ergiebiger ist das Sagomehl. Mit Kokosraspeln geröstet, bildet es das täglich Brot. Man legt den Sagoteig in Bambusrohren ins Feuer oder in Sagoblätter gewickelt in die heiße Kohle. Den Speisezettel erweitern Früchte, Huhn, Fische, Käferlarven und Wild. Schweine gehören nicht zur Alltagskost, ihr Fleisch ist den wichtigen Festen und Zeremonien vorbehalten. Die Hausschweine sind halbe Wildschweine und leben frei im Wald. Abends schlägt man die Holzglocke (wie man sie in ähnlicher Form in ganz Indonesien findet), der Klang dringt durch den Wald und die Schweine kommen zum Haus zurück, um ihren Teil Sago zu bekommen.
Einst soll sich der Sagobaum in einen Menschen und ein Mensch in einen Sagobaum verwandelt haben. Der Baum liefert nicht nur Nahrung, seine Blätter decken das Dach und früher wurden die Blätter auch geraucht.
Für die Jagd mit Pfeil und Bogen werden Giftpfeile hergestellt. Der Schamane findet mit ein paar Handgriffen schnell in der Nähe des Hauses Wurzeln und Blätter für die Herstellung und nach einer halben Stunde sind die Pfeile tödlich scharf gemacht.
Die Herstellung der Kleidung aus Rinde geht ebenso schnell, doch die alten Techniken lassen sich nur mit lebenslanger Praxis mit dieser Leichtigkeit ausführen. Mit wenigen Schlägen der Machete trennt mein Gastgeber Takgogouk den schlanken Stamm eines Baiko-Baums, aus dem man die Rindenkleidung herstellt. Doch der Baum fällt noch nicht, seine Krone hängt im dichten Wald fest. Takgogouk klettert in Sekunden den schmalen, nackten Stamm hoch und trennt mit der Machete den Stamm vom Oberteil ab. Einen Augenblick später ist er wieder sicher unten und löst mit schnellen Schnitten die zweite Rindenschicht heraus, klopft und walkt sie mit einem Holzwerkzeug weich und dehnbar – es erfordert Kraft und Geschicklichkeit, die sich erst nach langer Übung einstellt.
Der Wald im Inneren der Inseln ist bis heute erhalten, die Ureinwohner nutzen ihn regenerativ. Doch die Regierung hat 2020 neue Lizenzen an kommerzielle Holzfäller vergeben die jetzt auch hier anrücken.
Doch eine neue Generation Indonesiens entdeckt für sich das das alte Erbe – junge Aktivisten, Medienmacher, Forscher, Künstler. Die investigative Journalistin Febrianti Yanti ist der Korruption und Abholzung auf den Fersen, die Stiftung der Ureinwohner vernetzt sich mit der globalen Bewegung der Indigenous People. Mit dem öffentlichen Bewusstsein kommt der Wandel – wir sind ein Teil davon.
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