Die Waldheide als Ort der Träume und der Freiheit ? Ja, in den 20er Jahren hatte die Waldheide ihre beste Zeit, wie es der Heilbronner Karikaturist Ipf im Jahr 1931 mit einem großen Wimmelbild lebendig macht.
Ipf, mit richtigem Namen Horst Siegmann, zeichnete für die Neckarzeitung, die der SPD und der
Arbeiterbewegung nahe stand. Am 1. Mai zogen viele Heilbronner auf die
Waldheide. Ursprünglich nur eine Strichzeichung in Schwarz-Weiß, wurde sie hier für die Animation koloriert.
Mehr zur Geschichte der Waldheide siehe unten.
Es begann 1871 mit dem deutsch-französischen Krieg: Heilbronn wurde wieder Garnisonsstadt. Von der Moltkekaserne marschierten die Soldaten zu den Schießplätzen auf der Waldheide, die für diesen Zweck gerodet und eingebnet worden war. Unten eine Luftaufname von 1917
(Landesarchiv CC BY SA 3.0)
Der rot markierte Ausschnitt zeigt unten digital restauriert und koloriert die Schützengräben und künstlich angelegten Bombentrichter. Der Exerzierplatz hatte sich im Lauf des ersten Weltkrieges immer stärker dem Kriegsverlauf angepasst.
Nach dem ersten Weltkrieg wurde die Waldheide Naherholungsgebiet. Man zog zm Picknick und Sonnenbaden auf die große Waldlichtung, viele Sport- und Tanzveranstaltungen fanden hier statt, die bündische Jugend organisierte Volksfeste. Walter Vielhauer spielte auf der Waldheide Theater, bekannt ist seine Hauptrolle in „Leonce und Lena“.
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Es gab auch Flugschauen, so zum Beispiel mit dem Flieger Ernst Udet.
CC BY SA 3.0
Die friedliche Zeit auf der Waldheide währte nur wenige Jahre. Bereits einige Wochen vor der Machtergreifung Hitlers übernahm Anfang Januar 1933 die SA den Ort, 1935 folgte die Wehrmacht – jetzt hieß die Waldheide „Wehrmachtswald“. Auch nach dem Krieg blieb es militärisches Gelände: zuerst Flugplatz und Munitionsdepot der US-Streitkräfte, schließlich in den 80er Jahren Standort von Atomwaffen. In der geheimen Anlage war immer eine Batterie Atomraketen in ständiger Abschußbereitschaft (Quick Reaction Alert).
Jan Wojcik CC BY SA 3.0
Jan Wojcik CC BY SA 3.0
Die Zeit der Stationierung war geprägt von großen Protesten, Demonstrationen, Blockaden und öffentlichen Debatten.
StAHn, CC BY SA 3.0
Auch Walter Vielhauer kam zurück auf die Waldheide, hier bei einer Rede auf dem Ostermarsch 1983.
StAHn, CC BY SA 3.0
Bürgermeister Manfred Weinmann gab 1984 an, keine Informationen über die Raketenstationierung zu besitzen, räumte aber 25 Jahre später ein, dass er sehr wohl eingeweiht war und zur Verschwiegenheit verpflichtet wurde. Die amtlichen Karten zeigten den Zustand von 1937.
Die Heilbronner Stimme veröffentlichte im Sommer 1984 das Foto einer Pershing II auf der Waldheide . Es war nicht mehr zu leugnen. Der Gemeinderat entschied mit knapper Mehrheit von 19:18 Stimmen, dass die Atomwaffen unerwünscht seien – ein symbolischer Beschluß ohne Wirkung. Ein Jahr später starben Menschen bei einem Raktenunfall auf der Waldheide, der tödlichen Explosion einer Rakete ohne Sprengkopf. Erst jetzt bestätigten offizielle Stellen die Stationierung der Atomwaffen auf der Waldheide.
CC BY SA 2.0 wikipedia
Die letzte Atomrakete wurde 1990 abgezogen. Nach dem kalten Krieg blieb die Waldheide mit den Bunkeranlagen ein schwieriges Gelände. Man ließ Gras über die Geschichte wachsen, Renaturierung – doch eine Nutzung wie in den 20er Jahren ist wohl nicht mehr möglich. Heute ist es mehr ein stiller Ort – und eine Schafweide.
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