Green School

Green School

Green School ist ein spektakuläres Schulprojekt auf der Insel Bali in Indonesien.
Das Herz der Schule ist eine Bambuskathedrale, inspiriert von der Spiralbewegungen der Natur in der Fibonnaci-Folge.

Die Schüler lernen in und mit der Natur

John Hardy und seine Frau Cynthia eröffneten die Schule 2008. Der Kanadier verdiente sein Geld mit balinesischem Schmuckhandwerk, das er auf der 5th Avenue in New York verkaufte — weiterentwickelt mit seinem eigenen Design. Schließlich verkaufte er seine Firma und eröffnete mit 71 Jahren Green School: „du musst verrückt sein, um alle bürokratischen und kulturellen Hürden zu überwinden“.

Bild: John Hardy mit Kadek, der guten Seele der Schule

Green School findet heute weltweit große Aufmerksamkeit, Der UN-Generalsekretär Kofi Anan besuchte sie, Richard Branson. Doch es ist kein rein soziales Projekt, sondern eine internationale Schule, die sich eher mit einer Privatschule in Singapur oder New York vergleicht. Ein Schuljahr kostet rund 10000.-Dollar für jedes Kind. Dadurch ist es leider nur eine Schule für eine (sehr) wohlhabende Oberschicht. Als non-profit-Organisation legt die Schule dabei Wert darauf, das jeder eingenommene Dollar in die Schule gesteckt wird.  John Hardy sammelt Spenden, damit auch lokale balinesische Kinder die Green School  besuchen können: derzeit etwa 8% ( 40 der rund 500 Kinder), in Zukunft sollen es 20 % werden. Weitere 111 balinesische Kinder der umliegenden Gemeinden erhalten derzeit kostenlose Kurse in Englisch und Computerkentnissen. In Indonesien ist das soziale Klassensystem in der Bildung ein großes Problem: die Mehrheit fühlt sich durch die Kosten besserer Privatschulen und Studienkosten von Bildungschancen ausgeschlossen, der Monatsgehalt in Indonesien liegt im Schnitt bei rund 250 Euro, viele besuchen nur bis zur 7. Klasse eine der staatlichen Schulen.

Bild oben: Gebäude für den Musikunterricht

Inspiration Waldorfschule

Anfangs war John Hardy von den Waldorfschulen beeinflusst, wie er mir erzählte. Die Eltern wollen gleichzeitig ein kleines Cambridge, wie mir ein Vater berichtete, der eine Zeit lang seinen Sohn auf die Schule schickte. In 6 Jahren gab es fünf Direktoren. Die Schule durchlebte seit der Gründung alle Sturm- und Drangphasen — das Curriculum ist gut und innovativ geblieben.

Curriculum

Die Oberstufe verbindet Ideen des Epochenunterrichts der Waldorfschule mit den Modulen moderner Hochschulen: mehrere Wochen lang intensive Arbeit an einem Thema. Für die Mittelstufe hat Green School eine eigene Lösung gefunden: der Vormittag ist in drei Phasen eingeteilt. In den ersten beiden Stunden steht im Mittelpunkt, die Welt mit allen Sinnen zu erfassen: experimental hour —  ob Musik, Tanz, Sport, Kunst oder Schlammcatchen. Im zweiten Block geht es um die „fundamentals“: English und Mathematik. Im dritten Block kommen die weiterführenden Fächer. Mittwochs ist Projekttag: gemeinsame Arbeit an einem praktischen, ökologischen Projekt in der Schule oder der Kommune.

Teil des   Curriculums ist auch die Förderung der unternehmerischen Initiative  (entrepreneurship). Die Schüler der höheren Klassen können und sollen sich hier auch in selbstständigen Projekten erproben.

Es gibt also mehrere Leitmotive, die die Schule tragen: green (sustainability), community spirit, creative entrepreneurship. John Hardy setzt sich leidenschaftlich für das ein, wovon er selbst überzeugt ist. Inzwischen ist er 79 und der Aufsichtsrat der Schule vom Gründer unabhängig.

John Hardy führt noch jeden Mittwoch selbst Gäste über das Gelände, wenn er in Bali ist und wirbt für Spenden, um balinesischen Kinden den Schulbesuch zu ermöglichen. Ich konnte mit ihm ein Interview führen (kurz bevor er zum Burning Man Festival in Nevada weiterflog) und mit Lehrern, Eltern und Schülern sprechen: der community spirit der Schule ist wirklich etwas Besonderes. Das grüne Universum wächst weiter — ein green camp wurde gegründet, Hardy hat bereits die Vision einer grünen Hochschule (siehe mein Interview mit ihm am Ende des Artikels).

Bild oben: alte Windschutzscheiben bilden Smartboard-Tafeln

Die Schule liegt auf halben Weg zwischen der Hauptstadt Denpasar und der alten Königsstadt Ubud. Die Unterrichtssprache ist Englisch. Die Schüler lernen auch Indonesisch (und etwas Balinesisch).

 

Die innovative Architektur

Am Anfang prallten Welten aufeinander. Architekten stellten John Hardy ihr erstes Modell der Schule vor : eine graue Box im Stil der klassischen Moderne. Er warf das Ding auf den Müll… wie aber lässt sich eine Schule völlig anders bauen? Sucht man nach anderen, lokalen, natürlichen Baumaterialien, findet man Bambus. Viele rieten Hardy von Bambus ab: es locke Ungeziefer an und verrotte schnell. Es galt als das Baumaterial der Armen. Dann begann etwas, das nur echte Pioniere zustande bringen: Seine Tochter Elora Hardy entwarf ein kleines, leichtes, visionäres Model mit drei verbundenen Spiralformen. Sie bauten eine eigene Baufirma auf, die mit einem neuen Verfahren Bambus haltbar macht. Und bauten die erste Bambus-Kathedrale in nur 3 Monaten. Die balinesischen Handwerker arbeiten mit Bambus seit Jahrhunderten. Sie brauchen keinen Plan. Das kleine Modell der Tochter genügte.

Bild oben: John Hardy auf der Baustelle eines neuen Gebäudeteils für die Grundschule.

Ibuku

Die neue Firma Ibuku, buchstäblich die „Mutter“-Firma entwickelt seitdem Bambuslösungen für Hausbau und alle nur denkbaren Aspekte des Innenausbaus: Möbel, Küchen, Sanitärräume, Decken, Böden, Türen .

Die Bambus-Architektin 

Die Tochter, Elora Hardy, ist heute Star-Designerin und Stararchitektin der neuen Bambuswelt. Eine kalifornische Firma entwickelte die Chemikalie, die den Bambus haltbar machen kann: Bortex, eine ungiftige Säure. Die Bambusstangen werden unter Hitze 32 Stunden in der Säure imprägniert.

Bild oben: Pavillon neben der Villa von John Hardy in Green Village

In der Nähe von „Green School“ findet sich „Green Village“, eine Mustersiedlung der innovativen Bambusarchitektur. Wer glaubt, hier eine ökologische Kommune anzutreffen, irrt sich: Petrodollar-Millionäre aus Malaysia lassen hier ihre Bambus-Luxusvilla bauen. Doch es gibt noch die Green Farm : Hardys Sohn hat eine ökologische Farm nahe der Schule gegründet, die Kul-Kul-Farm, in der die Schüler die Praxis der ökologischen Landwirtschaft kennen lernen. Im Green Camp kann man für ein paar Wochen in  die grünen Projekte eintauchen.

Auschnitt aus meinem Interview mit John Hardy (in Englisch)

John Hardy Interview

August 2015

Joo: Mr. Hardy, tell us about your vision how Green school could grow on. For example, conference meeting point, College, adult education or others….

Hardy: There are three parts of Green School that are really important. First, there is Green Camp, because hundreds of hundreds of kids can have a taste of Green School. The second one is a program we call „Bamboo You“. We have the highest and most sophisticated Bamboo technology in the world…and we are very,very interested in sharing that. So „Bamboo You“ now is a week course, but it’s moving to be a full-time experience. And the third part, we are working on is Green University. That will start – some kind of – as a higher programs MA…and over the next years will be working its way into a full university.

Joo:…and the topics to study will be green topics

Hardy: …yes, it’s learning by doing things which make the world a better place.

Joo: Did you hear about our Green School tradition in German with the Waldorf School?

Hardy: Yes…the roots of Green school came out of Waldorf. We didn’t have enough constituance to have a Waldorf School, but we have a lot of Waldorf energy and a lot of Waldorf beliefs in Green school. My kids, before we were in Green School, were in the Waldorf system.

Joo: Are there any signs the goverment here is catching on to implement some of your ideas in its normal school system, like aspects of your bamboo architecture, green topics…

Hardy: Well,  the world is turning towards green. It’s just the matter of how fast. So there is awareness everywhere, there is movement everywhere – but are we moving as fast as the clima is changing, thats the real question.

(exerpt from the Interview with John Hardy, founder of Green School , August 2015 by Joo Peter)

Ein kleines film feature ist in Arbeit und erscheint demnächst.

Text und Fotos: Joo Peter

externe links:

John Hardy über Green School – Ted Talk

Elora Hardy über ihre Bambus-Architektur – Ted Talk

House made of Grass – Elora Hardy – Ted Talk