Serienkonzept Dokumentarfilm von Joo Peter, Januar 2019
Höhepunkte im Leben der Gemeinschaft: in großen Festen öffnen sich uns fremde Kulturen mit Sinnlichkeit und Leidenschaft. Die Folgen begleiten in der Regel eine Hauptfigur und ihren engsten Kreis, die mitten ins Geschehen führen. Die Nahsicht wechselt mit einem Panorama der Kultur und Landschaft, die den reichen Kosmos der fremden Welt anschaulich macht.
Die Energie der Feste überträgt sich auf das Charisma der Menschen – ihre Portraits werden buchstäblich magische Augenblicke.
Zum balinesischen Neujahr findet mit der Monsterparade ein Wettstreit der Künstler Balis statt, der Mythologie und Leidenschaften der Balinesen aufleuchten läßt, das Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne zeigt. Künstlerlegende Kan Kulak wirdmit seinem Dorf im Entstehungsprozess eines Ogoh-Ogoh begleitet, ebenso die Konkurrenz in den benachbarten Dörfern – bis zum großen Finale. (März)
Reise ins Jenseits – Bestattungsfest bei den Toraja auf Sulawesi (August)
Das kleine Volk der Toraja hat einen langen Atem. Vor vielen Jahrhunderten kamen sie über das Meer mit Booten, die in der Form ihrer Häuser symbolisiert sind. Die Berge in Zentral-Sulawesi sind ihr Rückzugsgebiet, hier konnten sie ihre Kultur bewahren. Ihre Sprache und Gesang hat eine besondere Poesie für Sehnsucht und Trauer. Mit kunstvollen kleinen Grabhäusern, die wie Sänften zu den Felsengräbern bei den Reisefeldern getragen werden, ihren Tau-Tau-Figuren in Höhlen und den Baumgräbern halten sie ihre Ahnen lebendig. Ein Holzschnitzer der Tau Tau und seine Familie wird bei den Vorbereitungen der Feierlichkeiten begleitet.
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Neun Tage lang werden neun Inkarnationen der Göttin Durga in Bhaktapur gefeiert. Hier im Kathmandu-Tal verbindet sich Buddhismus, Hinduismus und Animismus. Die Inkarnationen der Muttergöttin verkörpern Urkräfte der Schöpfung, lebensspendend wie blutdürstig. Die mittelalterliche Stadt Bhaktapur mit ihrer engen sozialen Gemeinschaft ist uns seltsam vertraut, universelle Anfänge der Kultur im Kathmandutal. Die Landschaft des Himalaya und das geschützte Tal macht die ganze Kraft der Einflüsse spürbar. Erdbeben und Moderne gefährden das fragile Erbe.
(Oktober)
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Goldgeschmückt steht die Matriarchin auf dem Dorfplatz, heiliges Richtfest für Ihr Haus. Am Fuße des Vulkans, nahe dem Meer liegt das Dorf Beni der Ngada. Die Männer dienen ihr. Sie winden lachend noch während des Festes die Seile und Schnüre aus Palmfaser, mit der Palmdach gebunden wird. Mit einfachen Handgriffen schaffen sie ihre Welt, mit den Naturmaterialien in Reichweite. Alles wird geteilt. Bei einem Becher Palmwein aus Kokosnusschalen wird die Zukunft diskutiert: die neue Abhängigkeit in der Stadt. Die Masolaki, die alten Weisen des Dorfes halten eine humorvolle Rede „unsere Wurzeln reichen tiefer – bei der Borste des Wildschweins.“
Stundenlang stehen sie im Wasser des Ganges – Kerzen treiben den Fluss hinab. Tausende kommen an diesem Tag im Oktober an den Ganges. Viele beten für einen Sohn – denn ohne einen Sohn ist dem alten Glauben nach der Frau im Nachleben die Hölle bestimmt. Varanasi zeigt die konservative Seite Indiens, ein Leben am Ganges wie im Mittelalter, Astrologen, Gurus, Scharlatane. Die Folge begleitet zwei Frauen und ihre Familien, die das alte und das neue Indien repräsentieren, zwischen Tradition und Moderne.
Trance-Fest für Shivas Sohn – Thaipusam in Malaysia
Bei Vollmond Ende Januar wird der Höhlendom am Stadtrand von Kuala Lumpur Schauplatz des größten Festes der tamilischen Hindus. Gläubige tragen Spieße im Körper und wirken doch ganz geschützt, geborgen in der Gemeinschaft. In Trance werden sie von Göttern besessen, geben die Kraft weiter, Feuer und Blumen, Weihrauch und Musik – der Sohn Shivas, der in dieser Nacht gefeiert wird, Lord Murugan, ist dem Glauben nach die positive Energie der unmittelbaren und schnellen Hilfe.
(Januar)
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Die Gesichter leuchten: in Brahmas letztem Heiligtum Pushkar in Rajastan treffen sich jedes Jahr die Stämme aus der Wüste zur Kamelmesse mit Pilgern Brahmas. Wie im Mittelalter kommen Handel und heilige Tage zusammen, Messe und Pilgerreise. In Rajastans Wüstenstämmen lebt der Eigensinn für Unabhängigkeit. In der Hochstimmung der Feiertage strahlt das Charisma ihrer Bewohner – ein besonderer Ort der Begegnung. Familien treffen sich wieder, im Stillen ist auch ein Heiratsmarkt im Gange. Mutter und Tochter vom Dorf werden auf die Messe begleitet – findet sich vielleicht dieses Jahr eine passende Partie?
(Indien, November)
Die Feste vom anderen Ufer: Geishas, Mönche, Außenseiter
Wie eine Kirschblüte fallen – ein japanisches Ideal, alles zu geben, wenn man sich dabei auch verschwendet. In der Schönheit die Vergänglichkeit vor Augen.
Auf der anderen Seite des Flusses – Verführung und Erleuchtung
Der Fluss trennt in Kyoto zwei Welten: westlich der Kaiserpalast, Beamte, brave Bürger. Östlich des Flusses Mönche und Geishas, Künstler, Außenseiter, eine Welt der Widersprüche zwischen Verführung und Erleuchtung. Wie passen Mönche und Geishas zusammen? In der Zeit der Kirschblüte mit ihren eigenen Festen und Ritualen der Teehäuser und Klöster entdeckt diese Folge die Philosophie der Sinnlichkeit Japans und ihre teils extremen Vertreter: vom anarchischen Mönch Ikkyu über Travestiestars, Kinbaku-Fesselkünstler, Marathon-Mönche, sentimentale Yakuzi. Auch in der knallbunten Welt von Japans Pop-Art Superstar Takashi Murakami lauert der schöne Tod – und feiert das Leben. (Japan März/April)
An keinem anderen Ort Indiens wird das Holi-Fest so wild und lange gefeiert wie an Krishnas Geburtsort Mathura im Norden Indiens. Bereits Krishna zelebrierte hier das Fest der Farben. Lila bezeichnet das göttliche Spiel, in dem die Gottheit die Schöpfung als Spiel auffasst und radikale Freiheit und Spontaneität zeigt. Auch Shivas Tanz und Kalis Wildheit gehören dazu. Das Frühlingsfest wird zu Vollmond gefeiert. In Mathura wurde Krishna geboren, im Nachbardorf Gokul verbrachte er seine Kindheit, in Barsana fand er seine Geliebte Radha – jedes dieser Dörfer hat seine eigene Krishna-Geschichte, eigene Bräuche, an sein Leben zu erinnern.
Auf der Sandelholzinsel Sumba findet jedes Jahr im Februar/März das Reiterfest Pasola statt – mehr als nur Wettkampf, gehen zwei Reitergruppen mit Speeren aufeinander los und viele Teilnehmer tragen noch die Spuren vom letzten Jahr auf der Haut. Tödliche Unfälle sind heute selten, doch in den alten Zeiten Teil der Tradition. Das Spielfeld ist heilig. Was immer hier passiert, ist Wille der Geister. Die Spieler folgen ihrem Ehrenkodex und können ihre Leidenschaften bändigen, doch die Anhänger lassen ihr oft freien Lauf, die Sicherheitskräfte halten die Geister in Schach.
Das Meer gibt ein Zeichen, wann Pasola beginnen kann: sobald eine bestimmte Art Seewürmer gesichtet wird, legt der Ältestenrat die Tage der heiligen Kämpfe fest. Die Ahnen kommen zum Pasolafest aus der Geisterwelt zu Besuch und die Fruchtbarkeit der Ernte im kommenden Jahr soll durch die heiligen Traditionen gefördert werden.
9 Folgen
1 – Ogoh-Ogoh – die Monsterparade zum balinesischen Neujahr
2 – Fest der Göttin Durga im Himalaja – Dashain
3 – Reise ins Jenseits – Bestattungsfest bei den Toraja auf Sulawesi
4 – Fest der Matriarchin – Insel Flores
5- In Trance für Shivas Sohn – Thaipusam in Malaysia
6 – Charisma – Begegnungen in Rajastans großer Messe in Pushka
7 – Gebet der Mutter – Chat Mata in Varanasi
8 – Kirschblüte – der schöne Tod – Mönche und Geishas feiern in Japan
9 – Krishna lebt! Holi-Fest im Geburtsort Krishnas
10 Pasola – Reiterfest auf Sumba
(c) Joo Peter, 2019, joopeter@gmx.de